Der Westflügel Leipzig zeigt erstmalig beide Baudelaire-Produktionen des Figurentheater Wilde und Vogel an einem Wochenende. 20 Jahre ist es her, dass der Westflügel das erste Mal seine Jugendstiltüren für Freund:innen des Figurentheaters öffnete. 20 Jahre, in denen viel gewachsen ist an diesem Ort, ohne dass der Westflügel je seinen brüchigen Charme verloren hätte.
Spleen nach Baudelaires „Der Spleen von Paris“ war 2006 die erste am Westflügel produzierte Premiere der Mitgründer:innen Wilde und Vogel. Es ist die erste Inszenierung, die direkt aus der Auseinandersetzung mit diesem Ort und der räumlichen Präsenz des Zuschauersaals entstand. Die Großstadtprobleme, mit denen Baudelaires Texte sich im Original auseinandersetzen waren in Leipzig damals utopisch. Dass diese Stadt einmal wieder an ihre urbanen Glanzzeiten würde anknüpfen können, hielten damals nur wenige für möglich. Und doch formulierte Baudelaire schon vor gut 150 Jahren ähnliche Fragen, wie sie Künstler:innen im heutigen Leipzig umtreiben.
Die Kinder, die damals die Texte für Spleen einsprachen, sind heute erwachsen, Spleen weitgereist und überall gern gesehen und 2021 konnte Regisseur Hendrik Mannes endlich einen lange gehegten Wunsch wahr machen und die Auseinandersetzung mit dem Werk Baudelaires fortführen. Mit Die Blumen des Bösen entstand eine neue Perspektive auf den Saal, das Haus und die wachsende Stadt - poetischer, synästhetisch und immer nah am Abgrund.
Inmitten der Pandemie konnten große Namen als Sprecherinnen gewonnen werden: Die Schauspielerinnnen Lilith Stangenberg und Barbara Nüsse, Figurenspiellegende Ilka Schönbein und die CocoRosie-Sängerin Bianca Casady seien beispielhaft genannt, die den Texten in deutscher, englischer und natürlich französischer Sprache Leben einhauchen.
Freuen Sie sich mit uns auf 20 weitere Jahre des Werdens und Vergehens am Westflügel Leipzig.
