Die Auswertung der diesjährigen Umfrage unter Auszubildenden im 1. Ausbildungsjahr (2021/2022) der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig spiegelt die Zufriedenheit der Befragten wider. Insgesamt knapp 90 Prozent der ca. 250 beteiligen Auszubildenden in IHK-Berufen würden die Ausbildung in ihrem Betrieb weiterempfehlen. 96 Prozent bescheinigen ihrem Unternehmen ein gutes Betriebsklima.
„Das Ergebnis der Umfrage macht uns schon ein bisschen stolz, weil wir es als eine unserer wichtigsten Aufgaben ansehen, junge Menschen für eine Berufsausbildung in der Wirtschaft zu begeistern.“ so Kristian Kirpal, Präsident der IHK zu Leipzig. „Die Weiterempfehlungsquote von 90 % zeigt deutlich, dass wir dort die richtigen Hebel bedienen. Aber natürlich ist das für uns kein Grund, jetzt die Hände in den Schoß zu legen. Persönlicher Kontakt zum Unternehmen sowie die Möglichkeit, Berufe live zu erleben, sind vielen Jugendlichen besonders wichtig. Diese Option der Berufsorientierung möchten wir noch weiter ausbauen.“
Die größte Rolle bei der finalen Entscheidung für die Wahl des Ausbildungsbetriebes spielen nach wie vor die Familien und der Freundeskreis der jungen Menschen. Aber auch die Internetseiten der Ausbildungsbetriebe und Stellenanzeigen in Online-Börsen nehmen für die Suche des Ausbildungsbetriebes an Bedeutung zu. „Die jungen Azubis sind „Digital Natives“, die natürlich nicht mehr zur Zeitung greifen, sondern online gehen, wenn sie nach einem Ausbildungsplatz suchen. Ein Unternehmen, das seine Ausbildungsplätze nicht attraktiv im Netz präsentiert, wird von potentiellen Bewerbern schnell übersehen. Hier möchten wir unseren Mitgliedsunternehmen unter die Arme greifen, indem wir ausführlich zum Thema Digitalisierung beraten und auch zahlreiche Veranstaltungen in dieser Richtung anbieten.“
IHK-Umfrage für Auszubildende 2022
Ergebnisse und Zahlen des IHK-Bezirks Leipzig im Überblick:
- 74 % der Auszubildenden gaben an, ihren Wunschberuf zu erlernen. Für 75 % der Befragten ist es die erste Ausbildung. 19 % haben bereits eine Ausbildung (10,5 %) oder ein Studium (8,9 %) abgebrochen. Es gilt, diese Personen aktiv in der Phase ihrer beruflichen Orientierung zu unterstützen und bestehende Angebote u.a. für Studienabbrecher und -zweifler unbedingt beizubehalten und ggf. auszubauen.
- Praktika sind für potenzielle Auszubildende mit 43 % (2021: 51 %) eines der hilfreichsten Berufsorientierungsangebote. Etwa 44 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen greifen bei der Recherche zudem auf Medieninformationen aus Online-Recherchen oder sozialen Netzwerken zu. Circa 36 % der Befragten nehmen an Ausbildungsmessen teil (17,8 %) oder nutzen die Angebote der Berufsberatung der Arbeitsagentur (19,4 %).
- Fast alle Jugendlichen haben sich für eine Ausbildung entschieden, weil ihnen der Bezug zur Praxis wichtig ist (96 %) und ihre beruflichen Aufgaben ihren Interessen entsprechen (94 %). Aber auch der schnelle Einstieg in den Beruf (87 %) sowie Übernahme- und Karrierechancen wurden von etwa 89 % der Teilnehmenden der Umfrage als entscheidende Kriterien angegeben. Für jeden zweiten Jugendlichen spielt bei der Auswahl die Nähe der Berufsschule zum Heimatort eine wichtige Rolle.
- Nach wie vor werden die meisten Auszubildenden durch ihr direktes Umfeld (Eltern/Verwandte 34 % und Freunde/Bekannte 22 %) auf ihren Ausbildungsbetrieb aufmerksam. Die Nutzung der Internetseiten der Betriebe (35 %) sowie Onlinestellenbörsen (32 %) nahm im Vergleich zum Vorjahr leicht zu (2021: 24 %). Knapp einem Fünftel der Jugendlichen halfen Gespräche mit den Vertretern der Agentur für Arbeit (2021: 27 %), aber auch Praktika und Ferienjobs (13 %) gaben den finalen Wink zum Abschluss des Ausbildungsvertrages.
- Schnell zu sein lohnt sich. Immerhin 38 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hatten sich bereits bis zum Januar 2021 für ihre im Sommer beginnende Berufsausbildung beworben – also noch ohne das Halbjahreszeugnis. Auch Spätentschlossenen boten sich Chancen. So gaben 19 % der Jugendlichen an, sich noch ab Juli für ihren Ausbildungsplatz beworben zu haben (2021: 11 %). Auf der anderen Seite haben 60 % der Ausbildungsunternehmen den Mangel auf dem Ausbildungsmarkt richtig erkannt und versendeten ihre Zusage innerhalb eines Monats. 40 % der Unternehmen brauchten dafür länger und müssen ihre Recruiting-Prozesse noch optimieren.
- Ein Großteil der Befragten (55 %) musste nur ein bis fünf Bewerbungen versenden, um den gewünschten Ausbildungsplatz zu erhalten. 18 % der Auszubildenden benötigen maximal zehn Bewerbungen für den Vertragsabschluss. Für den Wunschberuf sind in einigen Fällen demnach immer noch größere Hürden zu nehmen.
- Ausbildungsinteressierte finden fast immer das passende Angebot im Heimatbundesland und in der Nähe zum Wohnort. Nur noch 15 % der Auszubildenden haben für die Aufnahme der Berufsausbildung den Wohnort gewechselt. Damit ist der überregionale Wanderungssaldo im Verhältnis zu den Vorjahren weiterhin zurückgegangen (2021: 23 %). Dies ist ein Beleg für das gesteigerte Ausbildungsmarketing und die gestiegene Attraktivität der regionalen Ausbildungsangebote der Betriebe.
- Lange Fahrzeiten zur Berufsschule sind nach wie vor ein großes Thema. Knapp die Hälfte aller Azubis fährt länger als eine Stunde für eine Strecke von der Wohnung zur Berufsschule. Durch das Ausbildungsplatzprinzip muss die Berufsschule besucht werden, in deren Zuständigkeitsbereich das Ausbildungsunternehmen liegt. Oftmals ist dies nicht die nächstgelegene Berufsschule. Hier ist unbürokratische Abhilfe gefordert. Die Hälfte der Unternehmen unterstützt die Kosten für den Berufsschulbesuch; ein Mehrwert, den noch mehr Betriebe für sich umsetzen sollten. Eine genauere Betrachtung der Pendelbewegung von Auszubildenden finden Sie auch im kürzlich erschienenen Pendleratlas der IHK zu Leipzig
- 90 % der Auszubildenden würden ihren Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen. Dabei schätzen fast alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen (96 %) besonders das gute Betriebsklima, das gute Verhältnis zu den Ausbildenden (94 %) sowie das positive Image des Betriebes (94 %). Gut drei Viertel der Jugendlichen bescheinigen ihrem Betrieb die Zahlung einer hohen Ausbildungsvergütung sowie aussichtsreiche Karriere- und Aufstiegschancen (85 %). Diese Werte liegen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
- Auch wenn Ausbildungsbetriebe und Auszubildende des Jahres 2021/2022 bereits von Beginn an mit Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie konfrontiert waren, so bestätigen doch 92 % (2021: 83 %) der Befragten, dass die Ausbildung im Betrieb zum Befragungszeitpunkt im März 2022 normal weiterläuft. Die zweithäufigste Angabe mit neun Prozent (2021: 15 %) der befragten Auszubildenden zeigt, dass die Ausbildung zeitweise auch im Homeoffice bzw. mobilen Arbeiten erfolgreich stattfinden kann.