Die Ausstellung WAITING ROOM, die vom 13. September bis 20.Oktober 2024 in der CINÉMATHÈQUE Leipzig zu sehen ist, behandelt das Warten im Kontext von Migrationsgeschichten aus Irakisch-Kurdistan. Sie entstand aus der Zusammenarbeit des polnischen Künstlers Konrad Smoleński mit dem kurdischen Fotografen Shamal Hisamaddin sowie der Kuratorin Jagna Lewandowska, die Hinterbliebene von Migranten und Migrantinnen sowie Orte entlang von Migrationsrouten dokumentierten. Zur Eröffnung am 13. September 2024 wird Jagna Lewandowska für eine Einführung vor Ort sein.
Smartphones liegen zum Laden an einer Mehrfachsteckerleiste angeschlossen auf dem Boden neben Stuhlreihen. Von ihren Besitzern und Besitzerinnen gibt es keine Spur. Lediglich die Chatverläufe und Bilder auf den Handys geben Auskunft über sie. Es sind Menschen, die sich auf der Suche nach einem besseren Leben, weit weg von Krieg, Verfolgung und Repression, auf den Weg nach Europa gemacht haben. Doch für ihre Familien sind sie zu Geistern geworden. Ohne Informationen über ihre Aufenthaltsorte, wie es ihnen geht, ob sie noch leben, können sie nur warten und hoffen. Der polnische Künstler Konrad Smoleński schafft in der Ausstellung WAITING ROOM einen abstrakten Ort des Wartens, der neben den Smartphones ein Video von menschenleeren Orten gepaart mit Fotografien und Interview-Schnipseln mit Angehörigen enthält. Das Ausgangsmaterial generierten die Künstlerin und Kuratorin Jagna Lewandowska und der kurdische Fotograf Shamal Hisamaddin in Irakisch-Kurdistan.
„Die Installation steht nicht nur für die konkreten Geschichten der Geflüchteten, sondern auch für den allgemeinen Wunsch nach einer besseren Zukunft, den wir momentan vielerorts sehen“, erklärt Kuratorin Anna Karpenko, die die Ausstellung gemeinsam mit dem Kuratorinnen-Kollektiv SPACE TRANSFORMER nach Leipzig bringt. „Besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten über Migration, Grenzschließungen und Rückführungen war es uns ein Anliegen, diese Ausstellung auch nach Sachsen zu bringen“, betont sie weiterhin.
Die Ausstellung ist Teil des Projektes THE STATE OF BORDER – ÜBERQUERUNGEN, das vom 18. bis 20. Oktober 2024 in Workshops, Performances und Filmvorführungen die Themen Exil, Migration und Menschenrechte behandelt.
Weitere Informationen unter:
www.cinematheque-leipzig.de
WAITING ROOM
Installation (Video, Ton, Licht), 29’40”
INSTALLATION Konrad Smoleński
Fotografie: Shamal Hisamaddin
kuratiert von Jagna Lewandowska
Ort: CINÉMATHÈQUE, Karl-Liebknecht-Str 109, 04275 Leipzig
Vernissage: 13.9. / 17:30 Uhr
Öffnungszeiten: 17.9. – 20.10.2024
Di – Fr / 11 – 17 Uhr sowie zu Veranstaltungen
Eintritt frei
Die Künstler und Künstlerinnen
Konrad Smoleński ist ein Multimedia-Künstler, der in den Bereichen Sound, Video, Installation und Performance arbeitet. Seine Werke verbinden die Ästhetik des Punkrock mit der für den Minimalismus charakteristischen Präzision. Durch die Verwendung von Klangobjekten, die direkt der Populärkultur entnommen sind oder von ihm selbst geschaffen wurden, untersucht Smoleński die Auswirkungen frei fließender Energie. Dies zeigt sich in Werken, in denen ein Klangsignal live manipuliert und/oder in eine Interaktion mit dem Publikum gezwungen wird. Indem er die Möglichkeiten von Elektrizität, Schallwellen und Beschallungsanlagen auslotet, manipuliert er die Bedeutungen, die Objekten im Zusammenhang mit Rockmusik und zeitgenössischer Kunstkultur gewöhnlich zugeschrieben werden. Gewinner des Views 2011 - Deutsche Bank Foundation Award. Der Künstler vertrat Polen auf der 55. Biennale von Venedig mit einer Einzelausstellung im polnischen Pavillon (2013). Er ist Leiter des BNNT-Soundperformance-Projekts und Mitbegründer des Künstlerkollektivs PENERSTWO. Seine Werke befinden sich in Sammlungen von Museum für Moderne Kunst in Warschau, Ludwig Museum, Museum für Zeitgenössische Kunst in Budapest, Museum für Kunst in Łódź, Ujazdowski Castle Centre for Contemporary Art in Warschau.
Jagna Lewandowska arbeitet am Museum für Moderne Kunst in Warschau als Kuratorin und Forscherin. Sie kuratierte und ko-kuratierte Ausstellungen wie "Andrzej Jórczak. Looking at Alpha Ursae" (2014) in der Arton Foundation, Warschau; Mikołaj Moskal. "Bones" (2017) in der SABOT Gallery, Cluj Napoca, Rumänien; "Brace for Impact" (2018) in De Appel, Amsterdam. Gemeinsam mit Sebastian Cichocki kuratierte sie die Querschnittsausstellung "The Penumbral Age. Art in the Time of Planetary Change" (Juni-September 2020) im Museum für Moderne Kunst in Warschau. Im Jahr 2023 war sie Gastkuratorin der Vanish Gallery - ein mobiles Galerieprojekt von Konrad Smoleński. Kürzlich kuratierte sie Gizela Mickiewiczs Einzelausstellung "Shifting Views" in der SKALA Gallery in Poznań. Sie ist Doktorandin an der Fakultät für Liberale Künste der Universität Warschau und Mitglied des Künstlerkollektivs New Roman.
Shamal Hisamaddin ist Fotograf und Journalist aus Ranya, Kurdistan, der seit 14 Jahren kulturelle und journalistische Themen dokumentiert. Derzeit absolviert er einen Masterstudiengang in Kunstphilosophie an der Universität Teheran. Für Ihn ist es die Pflicht der Fotograf*innen, über aktuelle Ereignisse zu berichten und die Öffentlichkeit zu informieren, weshalb er sich auf die menschlichen Auswirkungen politischer Entwicklungen konzentriert. Seine Arbeiten wurden in unabhängigen und kollaborativen Ausstellungen gezeigt, und seine Fotografie wurde 2023 von Metrography zum Foto des Jahres gewählt.