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Leipzig Halle Airport aerial view 2018, Foto: Flughafen Leipzig/Halle GmbH
Leipzig Halle Airport aerial view 2018, Foto: Flughafen Leipzig/Halle GmbH

Abheben oder Landung? Der VCD fordert eine langfristige Strategie zum Flughafen Leipzig/Halle

Fortwährende Defizitspirale und gleichzeitig exzellente Bahnanbindung

22.01.2025 Verkehr
VCD Ortsgruppe Leipzig

Nach dem Streichen von Flugverbindungen und dem angekündigten Stellenabbau am Flughafen Leipzig/Halle fordert der VCD Leipzig angesichts der fortwährenden Defizitspirale und gleichzeitig exzellenten Bahnanbindung der Region eine langfristige Strategie zu den Flughäfen in Sachsen.

Der Flughafen Leipzig/Halle kommt derzeit nicht zur Ruhe: Im Dezember wird öffentlich, dass die Lufthansa die Fluglinie nach München einstellt, kurze Zeit später wird auch das Angebot nach Düsseldorf ausgedünnt. Im Januar kündigt die Mitteldeutsche Flughafen AG an, dass 250 Stellen am Standort Leipzig/Halle wegfallen. Seit Jahren weist der Flughafen Leipzig/Halle hohe Verluste auf. Jahr für Jahr entstehen Finanzlücken, die wieder und wieder geschlossen werden müssen. Der VCD Leipzig verfolgt kontinuierlich die Berichterstattung und Diskussionen um den Flughafen und resümiert: „Wir stehen mit dem Rücken an der Wand. Stadt, Landkreis und Freistaat brauchen endlich eine langfristige Strategie für den Flughafen. Wir können nicht immer weiter Defizite ohne eine Perspektive ausgleichen. Das kann man dem Steuerzahler nicht weiter zumuten“ findet Richard Emmermacher von der VCD Ortsgruppe.

Der Flughafen Leipzig/Halle ist im Passagierbereich in einer schwierigen Situation. Abseits der Charterverkehre hat die exzellente Bahnanbindung der Region Leipzig/Halle die Fluggäste in die Bahn gebracht. Von Halle gibt bis zu 11 ICE Sprinter-Verbindungen nach München. Von Leipzig von 6 bis 21 Uhr zweistündliche Direktverbindungen und diverse Umsteigeverbindungen via Erfurt. „Durch die Entfernung der Flughäfen von den beiden Stadtzentren und die Zeitverluste durch Check-In und Sicherheitskontrollen, erweist sich die Bahnreise in der Praxis oft als genauso schnell oder sogar schneller als der Flug.“ ergänzt Hannes Henkelmann vom VCD Leipzig. „Gesamtgesellschaftlich und von der Klimawirkung her ist das eine großartige Entwicklung und positiv zu sehen!“

Doch wie dreht man die Defizitspirale zurück, wenn absehbar ist, dass abseits des Fracht- und Charterverkehrs keine starken Wachstumszahlen im Passierbereich zu erwarten sind? Der VCD fordert federführend vom Freistaat eine langfristige und auf Nachhaltigkeit abzielende Strategie, wie die Flughäfen in Sachsen langfristig ausgerichtet werden sollen. „Das sind wir den Beschäftigen, den ansässigen Unternehmen und der künftigen Generationen dringend schuldig. Denn so wie es ist, kann es nicht bleiben.“ findet Hannes Henkelmann vom VCD.

Wie eine solche Strategie aussehen könnte, beantwortet der VCD so: Im ersten Schritt sollten wir uns in Sachsen ehrlich machen und Schwerpunkte setzen. Aufgrund der sehr guten Bahnanbindung von Leipzig und Halle kann man den Flughafen Leipzig/Halle leichter auf das Frachtgeschäft ausrichten und Dresden eher als Passagierflughafen betrieben werden. Die Basis-Infrastruktur beider Flughäfen ist ja schon grundsätzlich in dieser Richtung ausgerichtet.

Zudem sieht der VCD große Chancen in den Verkehrsgebäuden und Terminals des Flughafens eine stärkere Nutzungsmischung herbeizuführen, Unternehmen anzusiedeln und die großzügigen Flächen für Veranstaltungen, Events, Kunst und Kultur zu öffnen. Die lichtdurchfluteten Hallen eignen sich hervorragend für Ausstellungen aller Art. Wie wäre es mit einem Konzert mit Blick auf das Rollfeld? Das Geschäftsmodell Flughafen mit ausschließlicher Funktion der Abwicklung des Flugverkehrs ist bei Regionalflughäfen kein Erfolgsmodell.

Mit jeglichen Ideen zur Entwicklung wird jedoch wieder ersichtlich, dass die Anbindung des Flughafens Defizite aufweist. Die S5 und S5X sowie die überschaubaren IC-Halte schaffen zwar eine hochwertige Anbindung an die Städte Leipzig und Halle aber als regional eingebettet kann man den Flughafen bei weitem nicht bezeichnen. Einzig die Buslinie 217 zwischen Delitzsch und Schkeuditz bindet den Flughafen an die Nahe Region an. Am Wochenende ist der Fahrplan jedoch sehr überschaubar und von einem stabilen Takt kann man bei diesem Produkt nicht sprechen. Hier wären eine Taktverdichtung und Verlängerung nach Leipzig-Wahren sinnvoll. Der NXL, der bisher nachts verkehrt, sollte ergänzend zur S5 und S5X auch tagsüber verkehren und kann dadurch gleichzeitig das GVZ Nord und den Porsche-Standort mit vielen Pendlerinnen und Pendlern anbinden.

Der VCD setzt sich dafür ein, dass angesichts der Defizitspirale endlich eine langfristige und nachhaltige Strategie für den Flughafen Leipzig/Halle entwickelt wird. Durch den zielgerichteten Ausbau der Bahn mussten viele Flugreisen gar nicht erst stattfinden. Ein entschlossener, flächendeckenden Ausbau schnellerer und besser getakteter Zugverbindungen könnten den Linienflugverkehr auf innerdeutschen Strecken unnötig zu machen und dadurch einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion der CO₂-Emissionen im Verkehr zu leisten.



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LEIPZIGINFO.DE
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