Im Juni 1519 entbrannte auf der Pleißenburg in Leipzig ein Streit, der als „Leipziger Disputation“ in die Geschichte einging. Vor einem öffentlichen Publikum disputierte Martin Luther gegen die Institution Kirche und das Papsttum und setzte damit einen Meilenstein im Verlauf der Wittenberger Reformation. Unbestritten steht Leipzig auch heute noch für Meinungsfreiheit und setzt sich zum Jubiläum „500 Jahre Leipziger Disputation“ erneut mit dem Zustand der Gesellschaft auseinander. Vom 5. April bis 25. Juni 2019 erinnert Leipzig deshalb mit vielen Veranstaltungen an das historische Ereignis.
Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe lädt der Verein Forum Reformation e.V. vom 5. bis 7. April 2019 zu einer Wochenendtagung in das Paulinum der Universität Leipzig ein. Das zentrale Thema „Streiten lernen mit Luther“ wird sowohl die demokratische Streitkultur unter den heutigen Herausforderungen als auch die Reformationsgeschichte im gegenwärtigen Kontext untersuchen. Kirchenhistoriker Armin Kohnle hält am 5. April einen Vortrag. Am Folgetag sprechen u.a. Eugen Drewermann, Dorothea Sattler und Friedrich Schorlemmer über aktuelle Kontroversen zwischen katholischer und evangelischer Kirche. Der Abend steht im Zeichen des Jazz. Am 7. April wird der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann zum bevorstehenden Jubiläum der Leipziger Disputation sprechen. Wer sich für die Teilnahme an dem dreitägigen Kongress interessiert, kann sich online anmelden. Der Tagungsbeitrag beträgt 69 Euro (inkl. Getränke und Zugang zu allen Veranstaltungen). Wer nur die Veranstaltung am Samstag von 9 bis 18.30 Uhr besuchen möchte, zahlt zehn Euro. Weitere Informationen: www.forumreformation.de/leipzig-2019/
Am 16. Juni 2019 veranstaltet das Bachfest Leipzig in Kooperation einen Thementag „500 Jahre Leipziger Disputation“. Dabei werden die Leipziger Vokalensembles „Calmus“ und „amarcord“ die Missa „Et ecce terrae motus“ von Antoine Brumels um 17 Uhr in der Thomaskirche musikalisch nachstellen. Das einzigartige Konzert lässt die Geschichte lebendig werden und würdigt Leipzig als bedeutenden Ort der Reformationsgeschichte. Einen weiteren Höhepunkt stellt das Streitgespräch am 25. Juni 2019 in der Aula und Universitätskirche St. Pauli dar, an dem Gregor Gysi und Annegret Kramp-Karrenbauer zum Thema „Mit Religion Staat machen“ diskutieren.
Vom 5. bis 27. Juni 2019 wird in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses die Ausstellung „DENK + MAL Luther Melanchthon“ gezeigt. Sie präsentiert die vielfältigen Spuren von Martin Luther und Philipp Melanchthon in Leipzig und stellt deren Bedeutung für die Leipziger Disputation heraus. Gezeigt werden zudem die Geschichte des Luther-Melanchthon-Denkmals in Leipzig sowie die Ergebnisse des künstlerischen Wettbewerbes zur Neugestaltung des Denkmals.
Die Veranstaltungsreihe „Leipziger Disputation“ wird seit 2009 gemeinsam von der Stadt Leipzig mit der Kirchgemeinde St. Thomas und der Universität organisiert.
Hintergrund: Die „Leipziger Disputation“ fand vom 27. Juni bis 15. Juli 1519 in der ehemaligen Pleißenburg statt und gilt als Meilenstein der Wittenberger Reformation. Bei dem öffentlichen Streitgespräch standen die Reformatoren Martin Luther und Andreas Bodenstein dem katholischen Theologen Johannes Eck gegenüber. Herzog Georg von Sachsen hatte sich zuvor erfolgreich für die Ausrichtung der Disputation durch die Universität Leipzig eingesetzt. Während des dreiwöchigen Streitgesprächs stellte Luther die Autorität katholischer Institutionen als höchste Glaubensinstanz infrage. Die Leipziger Disputation gilt heute als der Moment der endgültigen Abkehr Luthers vom Papsttum und führte letztendlich zum Durchbruch der Reformation.
Weitere Informationen: www.leipzig.travel und www.leipzig.travel.de/reformation/