„Nach 20 Jahren ist das Leipziger Symposium aus der Weiterbildungslandschaft der Gesangspädagogik und Stimmmedizin nicht mehr wegzudenken“, resümiert Prof. Dr. Michael Fuchs, Leiter des Symposiums. „Wir begrüßen jährlich ein Stammpublikum aus den Bereichen Gesangspädagogik, Chorleitung, Musiklehrerschaft, Medizin, Logopädie und Wissenschaft und freuen uns über viele neue Anmeldungen auch aus angrenzenden Fachgebieten“, erläutert der Leiter der Sektion Phoniatrie und Audiologie am Universitätsklinikum Leipzig und Professor der Universität Leipzig. Der Grund für das große und anhaltende Interesse liegt in der Gegenwartsbezogenheit des Programms mit seinen kreativen Denkanstößen und praktischen Ideen zum (Selbst-)Ausprobieren. Ausgehend von den Fragestellungen, die bei vorherigen Symposien gesammelt wurden, konzipierte das interdisziplinäre Team Workshops, Seminare und Vorträge.
Ein Themenschwerpunkt in diesem Jahr wird Stimme und Transgender sein. „Eine Erfahrung, die von Teilnehmenden vergangener Symposien berichtet wurde, ist die zunehmende Zahl an Jugendlichen in Chören und auch in der Stimmtherapie, die sich in der Transition befinden. In diesem Prozess müssen sie auch stimmlich begleitet werden“, erläutert Prof. Fuchs diesen inhaltlichen Fokus und ergänzt: „Das stellt die Gesangspädagogen und Stimmtherapeuten wie die betroffene Person vor viele Fragen.“ Die Stimme ist ein Instrument der individuellen Persönlichkeit, ein Zeichen des Geschlechts und dessen Wahrnehmung. „Zudem gibt es Menschen, die nicht männlich oder weiblich, sondern ganz bewusst non-binär gelesen werden wollen und ihre non-binäre Identität auch stimmlich zum Ausdruck bringen möchten.“ Einer der Workshops gibt unter dem Titel „Gender Affirming Voice Work“ Einblicke in die Arbeit mit non-binären und trans* menschlichen Stimmen. Der Perspektivwechsel erfolgt dann im Rundgespräch am Sonntag, 25. Februar, an dem drei trans* Personen über ihre Stimmentwicklung und ihre beruflichen Erfahrungen berichten, wie zum Beispiel aus dem Musical-Business.
Darüber hinaus beschäftigt sich das Symposium mit den Wechselwirkungen im solistischen und chorischen Singen. „Dabei geht es auch um die psychologische Gruppendynamik in einem Chor“, erklärt Prof. Fuchs und verweist auf den Vortrag am Freitag. Das Thema Stimmwechsel ist für Kinder- und Jugendchöre von großer Bedeutung. Chorleiterinnen und Chorleiter aus Leipzig, Hannover und Berlin bringen ihre Expertise und Erfahrung bei der Begleitung junger Sänger und Sängerinnen während der Pubertät ein – unter ihnen auch der Leipziger Thomaskantor, Prof. Andreas Reize. Des Weiteren werden internationale Praktiken aus der Chorpädagogik vorgestellt, wie zum Beispiel The Intelligent Choir aus Dänemark. „Einen großen Teil der Methode stellt dabei das Zeichensprachsystem Vocal Painting dar, das eine Möglichkeit zum spontanen Musikmachen, quasi zur Jam-Session im Chor bietet. Wir werden das beim Symposium ausprobieren und alle zum Mitsingen einladen“, sagt der ehemalige Thomaner Fuchs.
Der Blick des Symposiums geht auch über den Tellerrand hinaus und schaut auf die Stimme und Identität in anderen Kulturen. Ein Vortrag widmet sich der Stimme als Resonanzraum von kulturellem Erbe. Musikalische Höhepunkte bilden die Eröffnung des Symposiums durch den GewandhausJugendchor, die (Mitsing-) Veranstaltung zum mongolischen Khöömii, dessen Technik zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO gehört und der künstlerische Abschluss, der am Sonntag vom Kinder- und Jugendchor der Oper Leipzig gestaltet wird.
Das Gesamtprogram sowie die Vorstellung der Referenten und Referentinnen und Künstler und Künstlerinnen finden Sie hier.
Ausblick: Das 21. Stimmsymposium findet statt vom 21. bis 23. Februar 2025 zum Thema „Zukunftswelten“, in dem sich die Veranstalter u.a. mit Künstlicher Intelligenz und Stimme beschäftigen werden.