Umweltchemikerin Dr. Annika Jahnke erhält einen der renommierten Starting Grants des Europäischen Forschungsrats ERC – und damit das 1000. ERC-Projekt für Deutschland, das der Forschungsrat in den zehn Jahren seines Bestehens fördert.
Ziel des Projektes CHEMO-RISK ist es, ein neues Verfahren für die Risikobewertung von Umweltschadstoffen zu entwickeln. Es soll die Beurteilung der Exposition und der Wirkung einer breiten Palette von Chemikalien in einem einzigen Verfahren zusammenführen und Informationen, die für Ökosysteme und die menschliche Gesundheit relevant sind, bereitstellen.
Innovativer Kern sind spezielle Probenehmer - sogenannte Chemometer - mit deren Hilfe komplexe Chemikalienmischungen in der Umwelt gesammelt und direkt ins Labor überführt werden können. Sie funktionieren analog zu Thermometern, generieren jedoch anstelle eines Maßes für die Temperatur ein Maß für die chemische Aktivität.
Diese ermöglicht Rückschlüsse auf Verteilungsprozesse zwischen Luft, Boden, Gewässer, Sediment und Lebewesen inklusive des Menschen sowie zwischen verschiedenen Geweben von marinen Säugetieren, wie Leber, Fettgewebe, Gehirn oder auch Blut. Im Labor wird Annika Jahnke mit ihrem Team sowohl Einzelchemikalien analysieren als auch mögliche Effekte der komplexen Mischungen untersuchen und diese bewerten.
Damit ist ihr Projekt ein wichtiger Baustein im UFZ-Themenbereich "Chemikalien in der Umwelt", der die integrierte öko- und humantoxikologische Chemikalienbewertung erforscht und sich auf komplexe Belastungen und deren Effekte konzentriert.
Annika Jahnke promovierte im Fachbereich Umweltwissenschaften an der Universität Lüneburg. Ihre Doktorarbeit auf dem Fachgebiet der Umweltchemie befasste sich mit dem Vorkommen und der Verbreitung von polyfluorierten Alkylverbindungen in der marinen Atmosphäre. Im Anschluss arbeitete sie als Postdoktorandin und Research Fellow im Department Angewandte Umweltwissenschaften (ITM) an der Universität Stockholm. Seit August 2014 ist sie Wissenschaftlerin im Department Zelltoxikologie am UFZ in Leipzig. Im Juni 2017 startete ihr vom ERC finanziertes Projekt "Chemometers for in situ risk assessment of mixtures of pollutants - CHEMO-RISK".
Die ERC-Starting Grants richten sich an exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, deren Promotion zwei bis sieben Jahre zurückliegt, und die eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen möchten.
Die maximale Fördersumme durch den Europäischen Forschungsrat (European Research Council) beträgt 1,5 Mio. Euro über maximal fünf Jahre. In der 9. Ausschreibungsrunde wurden aus 2.935 eingereichten Anträgen 325 Projekte zur Förderung vorgeschlagen (11 Prozent). Der Anteil geförderter Wissenschaftlerinnen daran betrug 30 Prozent. 61 Starting-Grants gingen an deutsche Einrichtungen.