Botanischer Garten der Universität Leipzig
Der Botanische Garten der Universität Leipzig ist der älteste in Deutschland und einer der ersten in der Welt. Am Anfang seiner 450jährigen Geschichte stand die Nutzung der umfangreichen Klostergärten mit Sammlungen von Heil-, Gewürz- und anderen Nutzpflanzen.
Das Bestreben zur Errichtung eines Hortus medicus in Leipzig ist wahrscheinlich im Zusammenhang mit der umfassenden Universitätsreform zu sehen, die unter dem Einfluss der Humanisten Caspar Borner und Joachim Camerarius von 1539 bis 1544 durchgeführt wurde. Als Herzog Moritz von Sachsen der Universität 1543 das Dominikanerkloster St. Pauli überschrieb, waren die Voraussetzungen für die Anlage eines Gartens gegeben. Seine eigenständige Existenz an der Nordseite der Pauliner Kirche wird jedoch erst 1580 mit der Ernennung des Mathematikprofessors Moritz Steinmetz als Präfekt des Gartens bezeugt.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Hortus medicus zerstört und somit 1641 aufgehoben. Im Januar 1648 erwarb die Universität das Große Fürstenhaus in der Grimmaischen Straße (damals: Grimmische Gasse) und richtete 1653 auf dem Gelände des "Großen Fürsten Gartens" einen neuen Botanischen Garten ein. Eine aus dem Jahre 1663 vorliegende Besucherordnung weist aus, dass der Garten damals auch dem Publikum zugänglich war.
Adresse
04103 Leipzig
Anreise
Johannisallee
Ostplatz
Geschichte
Der Garten in der Pleißenaue
1806 wurde der Garten auf das Gelände an der Wasserkunst in die Pleißenaue verlegt, das mit zehn Hektar eine bedeutende Größe aufwies, anfangs jedoch nur bedingt genutzt werden konnte. Erst nach 1840 wurden einige Gewächshäuser gebaut und die Freilandgestaltung wesentlich verbessert. Die Anzahl der im Garten kultivierten Sippen betrug 1857 mehr als 10 000, davon 4 500 in den Häusern. Am wertvollsten war eine aus 607 Arten bestehende Farnsammlung, die wohl die bedeutendste ihrer Zeit gewesen ist.
Der Garten auf dem Postfeld
Zur letzten Verlegung des Gartens kam es 1876/77 auf das sogenannte Postfeld, die Spitze eines Dreiecks, das von Linnéstraße, Johannisallee und Philipp-Rosenthal-Straße gebildet wird. Das Areal wurde 1895 durch die Verengung der Linnéstraße von 2,8 auf 3,1 ha erweitert. Die Gewächshausfläche betrug 1232 m², reichlich 500 m² mehr als im alten Garten. Im Freiland blieb eine systematische Grundgliederung bestehen. Außerdem gab es Abteilungen der Arznei- und Nutzpflanzen sowie einige ökologische Gruppen wie Kalk-, Salz- und Gebirgspflanzen. Eine Auswahl von Wasser- und Sumpfpflanzen war in kleinen Becken untergebracht. Die Artenanzahl war deutlich geringer als im vorhergehenden Garten. Die Arbeiten zur 1934 geplanten Umgestaltung und Modernisierung der Anlage mussten 1938 aufgrund des Kriegsbeginns eingestellt werden.
Zerstörung
Der Zweite Weltkrieg hatte für die botanischen Einrichtungen verheerende Folgen. Bereits am 4. Dezember 1943 wurde das Institutsgebäude durch den schrecklichen Bombenangriff auf Leipzig völlig zerstört. Mit ihm versank auch das berühmte Herbarium - mit 1018 Pflanzen Anfang des 17. Jh. von Georg Kirchen angelegt - in Schutt und Asche. Im Februar 1945 fiel eine Anzahl Sprengbomben in den Südteil des Gartens. Sie hinterließen 15 Bombentrichter und eine totale Verwüstung des Gewächshauskomplexes. Der westliche Verbindungsgang und die Südgewächshäuser waren völlig zerstört und die Glasschäden der übrigen Häuser so umfangreich, dass fast alle Gewächshauspflanzen der Kälte zum Opfer fielen. Nur 26 Kalthauspflanzen konnten gerettet werden, darunter viele noch heute kultivierte Exemplare wie Erdbeerbaum (Arbutus unedo), Zylinderputzerstrauch (Callistemon speciosus) oder Granatapfel (Punica granatum).
Wiederaufbau
Zunächst gab es große Schwierigkeiten beim Wiederaufbau des Gartens. Die Materialknappheit ließ erst ab 1949 eine kontinuierliche Bautätigkeit zu, worauf bis 1954 alle Schauhäuser wiederhergestellt wurden. Andere nicht zerstörte Botanische Gärten stellten Pflanzenmaterial zur Verfügung. So konnten bereits 1955 in den Gewächshäusern wieder mehr als 2400 Sippen gezählt werden. Das Botanische Institut wurde nicht wieder aufgebaut.
Der Garten heute
Seit 1991 wurde an einer kompletten Sanierung der Gebäude des Botanischen Gartens Leipzig gearbeitet, zunächst beginnend mit den Umfassungsmauern und einem Versuchsgewächshaus sowie der Frühbeetkastenanlage. Seit 1998 wurden nach Verlagerung der Gewächshauspflanzen in ein Interimsquartier und Totalabriss alle Glashäuser wieder aufgebaut, erweitert und den Erfordernissen angepasst.